Eröffnung der Ausstellung „Bemalte Bauernkästen“ & Internationaler Museumstag im Museumsdorf

Am Samstag, den 16. Mai 2015, wurde um 14.00 Uhr die neu gestaltete Ausstellung „Bemalte Bauernkästen“ erstpräsentiert und eröffnet. In den gewölbten Stuben des Drösinger Hofes wird annual wechselnd eine Auswahl aus der vom Museumsdorf – Gründer Prof. Josef Geissler angelegten, beeindruckenden Sammlung bemalter Bauernkästen des Museumsdorfes gezeigt. Die kunstvoll bemalten und verzierten Kästen sind nicht nur in ästhetischer und typologischer Hinsicht interessant, sondern geben als „Zeitzeugen“ Auskunft über die Geschichte der Besitzer-Familien.

"Blauer Pirolkasten" in der Bauernkästen - Ausstellung: eines der Highlights.
„Blauer Pirolkasten“ in der Bauernkästen – Ausstellung: eines der Highlights.

Neben dem NÖ Landtagsabgeordneten und Bürgermeister von Gänserndorf René Lobner, der in Vertretung von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll die Ausstellung eröffnete, hielt Prof. Dr. Franz Grieshofer, ehemals Direktor des Museums für Volkskunde in Wien, der auch für die fachliche Ausstellungsberatung durch die wissenschaftliche Leiterin des Museumsdorfes Dr. Veronika Plöckinger-Walenta herangezogen wurde, einen interessanten Eröffnungsvortrag zum Thema Bauernmöbel allgemein.

 

Dr. Veronika Plöckinger-Walenta (Wissenschaftliche Leitung Museumsdorf), René Lobner (Landtagsabgeordneter von NÖ) und Prof. Dr. Franz Grieshofer
Dr. Veronika Plöckinger-Walenta (Wissenschaftliche Leitung Museumsdorf), René Lobner (Landtagsabgeordneter von NÖ) und Prof. Dr. Franz Grieshofer.

Bauernkästen waren nicht nur Gebrauchsgegenstände, sondern auch Prestigeobjekte. Im bäuerlichen Bereich sind Kästen erst seit dem 18. Jahrhundert anzutreffen und zählen primär zu den Verwahrmöbeln. Im Wohnbereich dienten sie der Aufbewahrung von Kleidung, Stoffen und Wertgegenständen. In Wirtschaftsräumen bewahrte man darin Nahrungsmittel sowie Dinge des täglichen Bedarfs auf. Die Kleiderkästen gehörten zum persönlichen Besitz der Frau.

SONY DSC
Aufwendige Bemalungen.

Die zweitürigen Kästen wurden in Brett- und Rahmenbauweise aus den in der Region vorherrschenden Holzarten gefertigt. Die Herstellung der ländlichen Möbel erfolgte durch die Dorftischler. Die Bemalung übernahmen häufig deren Familienmitglieder. Da die Werkstücke in der Regel unsigniert waren, ist eine Zuordnung zu bestimmten Werkstätten nicht möglich. Zum Bemalen der Kästen wurde hauptsächlich Leimfarbe, seltener Kasein, später auch Ölfarbe verwendet.

Hochzeitskastenzur Aussteuer.
Hochzeitskasten als Aussteuer.

Meist waren die Kästen Teil der Hochzeits-Aussteuer, weshalb sie oft die Namen oder Initialen des Brautpaares und die entsprechende Jahreszahl tragen. Die besondere Beziehung zum eigenen Möbel drückt sich darin aus, dass die Innenseiten der Kastentüren oft für persönliche Notizen und als Bildträger benützt wurden. Biographische Eintragungen wie die Geburt der Kinder, „buchhalterische“ Angaben zu Preisen und Mengen von landwirtschaftlichen Produkten, Schulden oder Ausstände sowie Namen und Sprüche von Lohnarbeitern vermitteln einen Einblick in die persönlichen Verhältnisse und machen die Kästen zu einer wichtigen Informationsquelle für die Volkskundeforschung.

Die Inschriften auf den Kasteninnseiten werden genau untersucht.....
Die Inschriften auf den Kasteninnseiten werden genau untersucht…..

Die Ausstellung „Bemalte Bauernkästen“ ist im Zuge der Überblicksführungen an jedem Samstag, Sonn- und Feiertag um 14.00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen zusätzlich um 11.00 Uhr zu besichtigen!

Am ebenfalls sehr gut besuchten Internationalen Museumstag, am Sonntag, den 17. Mai 2015, stand das Museumsdorf ganz im Zeichen und unter dem Motto von „Belebte Häuser und Werkstätten“. Den ganzen Tag konnte Wissenswertes und Interessantes über das Alltagsleben und die dörfliche Struktur von anno dazumal direkt und aus erster Hand in den Häusern und Werkstätten des Museumsdorfes erfahren werden. Wagnerei-, Schmiede- und Spinnvorführungen, der Schulalltag in einem Weinviertler Dorf, Haus- und Familiengeschichten in einem Weinviertler Zwerchhof, Einblicke in die Lebenswelt der dörflichen Unterschichten wie Kleinhäusler, Dienstboten und Inwohner – waren nur einige der Themen, die gezeigt und lebendig erklärt wurde.

Hier einige Impressionen von „Belebte Häuser und Werkstätten“ vom Internationalen Museumstag im Museumsdorf:

 

Das Wagnerei-Handwerk wurde erklärt.
Das Wagnerei-Handwerk wurde erklärt.- Die Aufgaben und die Bedeutung des Wagnerhandwerks anno dazumal.

 

Spinnvorführungen im Wultendorfer Hof von Helene Hasewend.
Spinnvorführungen im Wultendorfer Hof von Bertha Vondra.

 

Die Bedeutung der Kirche im dörflichen Gefüge. - Monika-Franziska Jahn in der Marienkapelle.
Die Bedeutung der Kirche im dörflichen Gefüge. – Monika-Franziska Jahn in der Marienkapelle.
Der Stellenwert des Schmieds in früheren Zeiten. - Von und mit Herrn Steiner & Lehrling.
Der Stellenwert des Schmieds in früheren Zeiten. – Von und mit Herrn Steiner & Lehrling.

 

Der Bürgermeister als wichtige Instanz des dörflichen Lebens. - Im Bürgermeisterhaus mit Walter Lauer.
Der Bürgermeister als wichtige Instanz des dörflichen Lebens. – Im Bürgermeisterhaus mit Walter Lauer.

 

Mag. Marianne Messerer gibt "Einblicke in die Lebenswelt der dörflichen Unterschichten wie Kleinhäusler, Dienstboten und Inwohner".
Mag. Marianne Messerer gibt „Einblicke in die Lebenswelt der dörflichen Unterschichten wie Kleinhäusler, Dienstboten und Inwohner“.
In der Rauchkuchl im Waidendorfer Hof: Elisabeth Stadler erzählt über die Funktion des Weinviertler Zwerchhofes und seine Bedeutung für die ländliche Gesellschaft.
In der Rauchkuchl im Waidendorfer Hof: Elisabeth Stadler erzählt über die Funktion des Weinviertler Zwerchhofes und seine Bedeutung für die ländliche Gesellschaft.
Umfassende Informationen über die Täuferbewegung im Weinviertel beim Täuferhaus im Museumsdorf.
Umfassende Informationen über die Täuferbewegung im Weinviertel beim Täuferhaus im Museumsdorf.
Franziska Bogensdorfer in der Lehrerwohnung der alten Volksschule aus Gaiselberg.
Franziska Bogensdorfer in der Lehrerwohnung der alten Volksschule aus Gaiselberg.

 

Der ehemalige Oberlehrer und Schuldirektor Fritz Wendy erzählt Interessantes zum Schulalltag anno dazumal.
Der ehemalige Oberlehrer und Schuldirektor Fritz Wendy erzählt Interessantes zum Schulalltag anno dazumal.

 

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Bloggen auf WordPress.com.

Nach oben ↑

%d Bloggern gefällt das: