Am Samstag, den 20. Mai 2017 um 14.00 Uhr, wurde im Zuge des Museumsfrühlings Niederösterreich die neugestaltete Greißlerei aus Jedenspeigen im Museumsdorf Niedersulz eröffnet.
Zahlreiche Gäste waren zur feierlichen Veranstaltung gekommen, die durch die Abgeordnete zum Nationalrat Eva-Maria Himmelbauer, in Vertretung von Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner, eröffnet wurde. Weitere Ehrengäste bei der Eröffnung waren der Bezirkshauptmann von Gänserndorf, Dr. Martin Steinhauser, die Bürgermeisterin von Sulz im Weinviertel, Angela Baumgartner, sowie Vizebürgermeister Roman Wiesinger, Vizebürgermeister von Jedenspeigen, Alfred Kridlo, sowie Altbürgermeister Josef Bauer, der Geschäftsführer der Kulturregion Niederösterreich Dr. Edgar Niemeczek, Mag. Stephan Gartner (Festival-Leitung des Viertelfestivals NÖ), Herbert Nowohradsky (2. Landtagspräsident a.D. und Obmann des Vereins „Freunde des Museumsdorfs Niedersulz“), der auch Initiator für das Zustandekommen der Schenkung der Greisslerei durch die Familie Klewan in den musealen Bestand des Museumsdorfes war.

Dr. Edgar Niemeczek (Geschäftsführer Kultur Region Niederösterreich), Angela Baumgartner (Bürgermeisterin Sulz im Weinviertel), Alfred Kridlo (Vizebürgermeister Jedenspeigen), Eva-Maria Himmelbauer (in Vertretung von Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner), Dr. Martin Steinhauser (Bezirkshauptmann Gänserndorf), Josef Bauer (Bürgermeister a.D. Jedenspeigen), Mag. Stephan Gartner (Viertelfestival NÖ), Herbert Nowohradsky (Obmann Verein „Freunde des Museumsdorfs“, 2. Landtagspräsident a.D.), Mag. Edeltraud Hruschka (Kuratorin der Greisslerei NEU), Anna Klewan (geb. Pawelka; Tochter und Spenderin der Greisslerei), Dr. Veronika Plöckinger-Walenta (Geschäftsführerin Museumsdorf Niedersulz).
Auch zahlreiche Zeitzeugen waren zur Eröffnung der Greisslerei aus Jedenspeigen gekommen, so etwa der dieses Jahr 100 Jahre alt gewordene Josef Bogner, der schon als Kind in dieser Greisslerei einkaufte.

„Grenzen und Austausch im Wandel am Beispiel der Greißlerei aus Jedenspeigen 1840 – 1970“ – so der Titel des vom Viertelfestival Niederösterreich Weinviertel 2017 geförderten Projekts, mit dem Ziel der Erforschung und Präsentation des Warenaustausches und des Einkaufsverhaltens der Bewohner in Grenzdörfern entlang der March im Weinviertel des 19. Jahrhunderts. Die Untersuchung der interkulturellen und sozialen Aspekte dieses Austausches an der österreichischen–slowakischen/tschechischen Grenze und dessen Wandel durch die Grenzschließung und die Wiederöffnung nach dem Fall des Eisernen Vorhanges ist ein Fokus des Projektes.
Weiters wurde das Greißlerei-Projekt vom „Verein Freunde des Museumsdorfs“ unterstützt.
Die Ergebnisse der Forschung werden einerseits durch die möglichst authentischen Neugestaltung und Einrichtung der Geißlerei im Museumsdorf Niedersulz, andererseits in einer Dokumentation mittels Texten und Medienstationen mit Interviewpassagen und Bildmaterial in der Greißlerei dem Publikum präsentiert und vermittelt.
Greißlereien waren Lebensmittelgeschäfte, die aber meist als Gemischtwarenhandlungen geführt wurden. In jedem Weinviertler Dorf gab es Anfang des 20. Jhdts. noch mindestens eine Greißlerei, oft aber mehrere an unterschiedlichen Standorten. Auf einer verhältnismäßig kleinen Verkaufsfläche bekam man beim Greißler annähernd alles: Neben Lebensmitteln wie z.B. Essig, Öl, Zucker, eingelegtes Gemüse und Fisch, gab es Kolonialwaren (Kaffee, Tee, Gewürze), Reinigungs-und Haushaltsartikel. Viele Greißler führten zusätzlich Tabak-, Eisen-, Wachs- und Paraffinwaren, Zeitungen, Heizmaterial und Kurzwaren wie z.B. Wollgarn, Knöpfe. Vorrangig kaufte man die Artikel, die selbst nicht produziert werden konnten.
Einkaufen ging man zu Fuß zum jeweils nächstgelegenen Geschäft, um sich mit allen Dinge des täglichen Bedarfs zu versorgen. Die Greißler zählten dadurch zu den wichtigsten Nahversorgern im Ort, aber auch andere Gewerbe, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe waren Teil eines dichten Versorgungsnetzes (z.B. Bäcker, Fleischhauer oder Schmied).
Im Geschäft wurde man ausschließlich bedient. Die Waren kaufte man stückweise, oder sie wurden eingewogen und in „Papierstanitzel“ verpackt bzw. in das selbst mitgebrachte Gefäß abgefüllt. Vorverpackte Produkte kamen erst ab den 1950ern in die Läden. Der Besuch beim Kaufmann hatte auch eine soziale Funktion für die Dorfgemeinschaft. Beim täglichen Einkauf wurden Neuigkeiten und Informationen ausgetauscht und so die sozialen Beziehungen gepflegt. Auch die Arzt- und Tierarztbesuche wurden beim Greißler angemeldet. Das Geschäft war ein Ort der Zusammenkunft und wichtiger Teil des lokalen Kommunikationsnetzes.
In der Zeit der Habsburgermonarchie war es einfach, auch die nahegelegenen Märkte in Gemeinden in der Slowakei und Tschechien zu besuchen. Die Folgen des Ersten und schließlich des Zweiten Weltkrieges wandelte eine Region, in der es intensive wirtschaftliche und soziale Wechselbeziehungen zwischen der Grenzlandbevölkerung gab, von Grund auf. Die Zeit des Eisernen Vorhanges ließ die einstige Nachbarschaft und gemeinsame Vergangenheit fast in Vergessenheit geraten.
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