Das Asperl oder die Mispel (mespilus germanica) ist ein Überbleibsel aus vergangenen Jahrhunderten. Im Mittelalter war sie ein beliebter Obstbaum, denn Wildobstverarbeitung war in der alten bäuerlichen Landwirtschaft des Weinviertels eine Selbstverständlichkeit. Die Rezepte wurden über Generationen weitergegeben oder von Kloster- und Herrschaftsküchen in die bäuerliche Wirtschaft eingeführt, indem Bauerntöchter als Mägde oder Tagelöhner durch ihre dortige Arbeit das erworbene Wissen mit nach Hause nahmen.
Heute gibt es das Asperl nur noch selten in Obstgärten und die wilden Formen haben meist Dornen. Die Reife der apfelähnlichen Frucht ist trügerisch: Zwar scheint sie schon im September reif zu sein, ist dann aber noch steinhart und praktisch ungenießbar. Erst nach dem ersten starken Frost hat sie die richtige Konsistenz und das unverwechselbare säuerliche Aroma.
Im Museumsdorf gedeiht das wilde Asperl entlang der Wege in der Nähe des Bauernhofs und der Lehmbaustelle und an verschiedensten Plätzen im Dorf.

Wofür eignet sich das Asperl?
Die Asperln enthalten viel Zucker, Apfelsäure und Pektine und lassen sich gut zu Marmelade, Kompott, Sirup und Obstwein verarbeiten. Roh gegessen sind sie wegen ihrer adstringierenden Wirkung zur Regulierung der Darmtätigkeit geeignet und galten daher in der Volksheilkunde als sanftes Abführmittel, blutreinigend und harntreibend. Gebrannter Schnaps aus Asperl dürfte gut schmecken und so wurde regelmäßiger Genuss hochstilisiert, der Verkalkung verhindern sollte. Gedörrt schmecken die Asperln kletzenähnlich.
Rezept für Asperl-Marmelade (von Magdalene Papp)
Den weichen, schon gefrorenen Asperln den Blütenstand wegschneiden, dann in einen Topf geben und mit Apfelsaft bedecken und einige Minuten köcheln lassen. Die Asperln durch ein eher gröberes Sieb streichen und nach Belieben mit etwas gemahlenen Zimt würzen. Mit Gelierzucker 3:1 wird die Marmelade wie gewohnt eingekocht. Da die Asperln viel Pektin enthalten, benötigt man etwas weniger Gelierzucker als üblich. Anschließend in saubere, keimfreie Gläser füllen, verschließen und für eine längere Haltbarkeit im Rohr einkochen (Die Gläser in einen Topf mit Wasser ins Rohr stellen und bei 95°C etwa 30 Minuten lang sterilisieren).

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