Der Südmährerhof im Museumsdorf Niedersulz

Sascha Windholz, Südmährerhof

In den späten 1970er Jahren hatte Josef Geissler bereits einiges an Kulturgut seiner Heimat gesammelt, ein Heimatmuseum gegründet und sogar 2 Gebäude übertragen. Der Pfarrer in seinem Ort, ein 1945 aus Südmähren Vertriebener und Obmann des Dachverbandes der Südmährer in Österreich, suchte ein Objekt, um eine Dokumentation des verlorengegangenen Lebensraums der deutschen Bevölkerung in der Region von Neubistritz/Nová Bystřice bis Nikolsburg/Mikulov aufzuzeigen. So kam es, dass sich Josef Geissler und Pfarrer Dr. Josef Koch zusammentaten, um im gerade entstehenden Museumsdorf Niedersulz ein Museum für die Südmährer zu errichten. Anna und Josef Czerny (aus Neudek/Nejdek, 3 km westlich des Liechtenstein-Schlosses Eisgrub/Lednice), hatten dabei die Idee, ihren ehemaligen Zwerchhof nachzubilden. 1981 begann der Bau. Unterstützt wurde das Vorhaben von Baumeister Hans Czerny, Sohn des Ehepaares Czerny und vielen weiteren Helferinnen und Helfern. Auch wurden Geld- und Sachspenden von Vertriebenen und anderen geleistet. So stammen die Ziegel des Hofes vom ehemaligen Ziegelwerk aus Stillfried. Natürlich ist ein Museum etwas anderes als ein Bauernhaus. Daher wurden gewisse Adaptionen für den neuen Zweck bei der Errichtung vorgenommen, wie etwa ein breiter Laubengang statt der eher schmalen originalen „Tretten“.

Südmährerhof (c) Südmährer Kulturstiftung

Der am 11. Juni 1982 eröffnete Südmährerhof präsentiert sich heute als zentraler Ausstellungsort der 1945/46 aus der damaligen Tschechoslowakei vertriebenen und zwangsausgesiedelten deutschen südmährischen Bevölkerung. Er wird von der „Südmährer Kulturstiftung“ erhalten und betrieben. In den Jahren seines Bestehens erfuhr das Anwesen mehrerer Erweiterungen. Auch die Dauerausstellungen wurden mehrmals – und gerade jetzt wieder – umgestaltet.

Küche (c) Südmährer Kulturstiftung

Das Haus gliedert sich in das Haupthaus mit einem Laubengang („Tretten“), einem anschließenden Flugdach und daran einem „Ausgedinge“-Häuschen. Weiters befinden sich auf dem ca. 3000 m² großen Areal ein Längsstadel, ein Presshaus, ein offener Einkehrschupfen und eine kleine Gedenkstätte für die Opfer der Vertreibung 1945/46. Die Sammlung umfasst derzeit ca. 3500 Fotos und Objekte. Davon sind rund 400 Gegenstände, Bilder und Schautafeln in Themen-Präsentationen („Geschichte“, „Trachten“, „Leben, Wohnen und Arbeit“, „Alltag und Feste“ u.a.) zu sehen.

Als Trägerin des Hofes beschloss die „Südmährer Kulturstiftung“ im Jahr 2019, das etwas in die Jahre gekommene Anwesen einer mehrphasigen Sanierung mit geplanter Fertigstellung 2022 zu unterziehen. Hierfür wurde ich als Kustos bestellt, der die Arbeiten koordiniert. Ab Herbst 2019 wurden Adaptionen in den Schausammlungen vorgenommen, und nach Saisonende begann am Südmährerhof eine rege Tätigkeit durch freiwillige Helferinnen und Helfer – bei denen ich mich herzlich bedanke! So wurde der Längsstadel, welcher als Depot diente, meist für Dinge „die man vielleicht noch brauchen kann“, aufgeräumt und entrümpelt. Desweitern wurde der Stadel nun zur Hälfte als Ausstellungsfläche neu gestaltet und erstmalig ist hier eine Dreschmaschine der Firma Lange, 1941 hergestellt in Nikolsburg / Mikulov, ausgestellt.

Dreschmaschine (c) Südmährer Kulturstiftung

Das Presshaus wurde generalsaniert, für den Ausstellungsbetrieb adaptiert und wird in Zukunft auch für Besucherinnen und Besucher zugänglich sein.

Presshaus (c) Südmährer Kulturstiftung

Abb. Presshaus

Das Hoftor, ein so genanntes Sonnentor, wurde unter der Anleitung von Fredl Zöllner und Josef Geissler renoviert und „erstrahlt“ wieder im wahrsten Sinne des Wortes. Fast alle Fenster und Türen bekamen neue Anstriche. Die elektrischen Anlagen wurden überarbeitet (u.a. ca. 1 km Kabel neu verlegt), die Beleuchtungen in den Häusern der Zeit angepasst, die Räume ausgemalt sowie Glaser-, Schlosser-, Zimmerer- und Maurerarbeiten durchgeführt etc.

Sonenntor (c) Südmährer Kulturstiftung

Besonders stolz ist das Team, dass eines der schönsten Objekte, die „Iglauer Krippe“, einen neuen Aufstellungsort und ein neues Arrangement, durchgeführt von Prof. Josef Geissler, erfahren hat.

Krippe (c) Südmährer Kulturstiftung

Geplant war, mit Saisonstart im April alle relevanten Arbeiten der ersten Phase abgeschlossen zu haben. Aber dann kam Corona… Die Stiftung und das Team hoffen, bis zur nunmehrigen Öffnung des Museumsdorf am 1. Juni 2020 doch noch das eine oder andere zu schaffen.

Bilderhängung (c) Südmährer Kulturstiftung

Mehr zum Südmährerhof und Südmähren unter http://www.suedmaehren.at/

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