Mag. Edeltraud Hruschka, Depotleitung
Die alljährliche Veranstaltung „Drischl dresch´n und Kukuruz auslös´n“ findet am 9. Oktober im Kreuzstadel aus Groißenbrunn statt. Neben den Vorführungen des Dreschens mit dem Dreschflegel und dem händischen Auslösen von Kukuruz gibt es dieses Jahr auch zwei unterschiedliche Typen von größeren Dreschmaschinen zu sehen. Beide Stücke kommen aus der Sammlung des Museumsdorfs und wurden von einem Team an haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen des Museums und einem Metallrestaurator instandgesetzt. Das Projekt wurde auch großzügig vom Freundesverein des Museumsdorfs unterstützt.

Im Weinviertel wurde Getreide traditionell bis weit ins 20. Jhdt. mit dem Dreschflegel gedroschen. Erst im Winter – nachdem alle anderen Feldarbeiten und die Weinlese abgeschlossen waren – wurde diese mühsame Handarbeit von 3 bis 4 Männern und weiteren Helfer*innen über eine Dauer von mehreren Wochen erledigt. Maximal 5 Stunden konnte ein Drescher am Tag dreschen und auch die Nachbereitung – die Reinigung und Trennung des Getreides von Stroh, Spreu und Unkrautsamen mit Heugabeln, Sieben und der Putzmühle – war sehr arbeits- und personalintensiv.

Dreschen war Schwerstarbeit, für die kräftiges Essen nötig war, was zu dem Spruch „Essen wie ein Scheunendrescher“ führte. Daher gab es auch schon sehr früh Ideen, um diese Tätigkeit zu erleichtern bzw. zu beschleunigen. Erst mit der Erfindung der Schlagleistentrommel 1785 und später der Stiften-Dreschtrommel 1831 konnte man effiziente Dreschmaschinen bauen.

Dreschmaschinen übernahmen zuerst nur das Ausdreschen des Korns aus der Ähre. Stroh, Spreu und Körnern fielen dabei gemeinsam aus der Maschine. Das Stroh musste weggegabelt und die Körner mit Sieben durch Schütteln von der Spreu gereinigt werden. Kurbelbetriebene Putzmühlen, die mit Hilfe eines Luftstroms das Getreide reinigen konnten, wurden im Weinviertel nur vereinzelt schon ab 1850 verwendet und erleichterten zumindest diesen Arbeitsschritt.

Um die Reinigungs- und Sortierarbeiten beim Dreschen weiter zu vereinfachen, wurden Mitte des 19. Jhdts. Strohschüttler hinter der Dreschtrommel eingesetzt. Das Lang- und Kurzstroh konnte so getrennt von den Körnern aus der Maschine laufen.

Mit dem Einbau einer Putzmühle mit Gebläse wurde als weiterer Entwicklungsschritt auch die Getreidereinigung in die Dreschmaschine integriert. Auf dem Weg zur vollmechanisierten Kombinationsdreschmaschine gab es immer weitere Verbesserungen der Reinigungs- und Sortiervorrichtungen, wie mehrere Gebläse und Siebkästen für die Getreidesortierung.
Dreschen und Getreidereinigung konnte jetzt mit nur einer Maschine in einem Arbeitsgang erledigt werden. Der Antrieb der einfacheren Dreschmaschinen erfolgte mit dem Göpel und Pferdekraft. Die großen kombinierten Dreschmaschinen mit Strohschüttlern, integrierter Putzmühle und Reinigung benötigten aber viel mehr PS. Erst mit der Dampfmaschine und Anfang des 20. Jhdts. mit Elektro- und Verbrennungsmotoren konnten diese Maschinen angetrieben werden.

Die großen, hölzernen, meist in Rottönen gestrichenen Dreschmaschinen werden heute oft als Zeugen der „guten alten Zeit“ wahrgenommen, in der das Leben und die Arbeit noch gemächlicher von statten gingen. Tatsächlich war die Dreschmaschine aber zu ihrer Entstehungs- und Blütezeit für die ländliche Bevölkerung ein Symbol des Fortschritts, der Modernisierung und Rationalisierung in der Landwirtschaft.
Der Vergleich der Produktivität von Menschen und Maschine zeigt deutlich, dass die Leistung der Dreschmaschine in etwa um ein 10faches höher war als die beim Dreschen mit der Hand. In 10 Arbeitsstunden konnten 4 Männer 300 kg Getreide mit dem Flegel dreschen. Eine Dreschmaschine betrieben von 6 Männern und 6 Pferden lieferte in derselben Zeit 4500 kg Getreide.
Mit dem Einsatz von Maschinen versuchte man einerseits schwere Arbeiten zu erleichtern, andererseits veränderten sich dadurch auch etablierte Arbeitsabläufe und Arbeitsplätze wurden letztendlich wegrationalisiert. Der Getreidedrusch, der früher mehrere Wochen oder sogar Monate dauerte, war mit der Maschine nun innerhalb von 2 Wochen pro Hof erledigt.
Aber trotz dieser sensationellen Zeit- und Arbeitskraftersparnis durch die Nutzung der Dreschmaschine verschwand das Dreschen mit dem Dreschflegel nicht. Im Gegenteil, die alte und neue Technik existierten jahrzehntelang nebeneinander und ergänzten sich. Das Schabstroh, das man für die Weingartenarbeit oder Dachdeckung benötigte, oder Stroh für Bienenkörbe und Bettstroh, wurde bis in die 1960er Jahre weiterhin händisch gedroschen, da die Dreschmaschinen das Stroh zu stark beschädigten, um es für diese Zwecke nutzen zu können.
Auch die Technisierung in der Landwirtschaft ging in den unterschiedlichen sozialen Schichten in einem Dorf unterschiedlich schnell voran. Die großen, mit Lokomobilen angetriebenen Dreschmaschinen gab es zuerst nur auf den Gutshöfen. Für kleinere Bauern waren diese Maschinen weder leistbar noch rentabel. Im bäuerlichen Bereich bildeten sich ab 1900 teils Gemeinschaften von mehreren Bauern, die eine größere Dreschmaschine gemeinsam ankauften und diese nacheinander für den Drusch einsetzten.

Auch Lohndruschunternehmen entwickelten sich als Geschäftszweig. Bauern hatten so die Möglichkeit, mobile Dreschgarnituren samt Personal für den Getreidedrusch „anzumieten“. Ein schönes Beispiel für den Lohndrusch liefert auch die Vorgeschichte der im Museumsdorf ausgestellten Dreschmaschine „Elbe 1“ der Firma Ködel & Böhm. Josef Matuschka, ein Schmied und Schlosser aus Niedersulz, der sich auf die Reparatur von Landmaschinen spezialisierte, nutzte diese Maschine ab den 1940er Jahren für den Lohndrusch im Ort und lukrierte dadurch ein zusätzliches Einkommen neben seinem Gewerbe.
Die lange Ära der Dreschmaschinen wurde nicht nur im Weinviertel oft erst in den 1960er Jahren durch das Aufkommen der Mähdrescher zügig beendet. Viele der Maschinen landeten in den Stadeln und überdauerten noch viel Jahrzehnte, obwohl sie nicht mehr benutzt wurden. Heute gibt es noch Leute, die Kindheitserinnerungen an den Betrieb der Dreschmaschinen haben oder manchmal sogar selbst noch damit gearbeitet haben. In ihren Erzählungen spiegeln sich die Faszination und der hohe Stellenwert, den die „Königin der Landmaschinen“ in ihrer Zeit hatte.

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